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Das 1. Badische Leib-Grenadier-Regiment Nr. 109

Das 1. Badische Leib-Grenadier-Regiment Nr. 109 war das Karlsruher „Haus­regiment“ und damit das ranghöchste und vornehmste Regiment innerhalb der badischen Truppen.

Das Regiment wurde am 23. März 1803 als „Infanterie-­Regiment Erbprinz" von Carl Friedrich von Baden, ­später Großherzog von Baden gegründet, als mit der  Zuteilung der rechtsrheinischen Pfalz Baden zum Kurfürstentum erhoben wurde. Das Regiment stand in Mannheim, bis es 1851 nach Karlsruhe in Garnison kam. (vgl. Müller, Karlsruhe 1927, S. 1).

Ein Jahr später wurde bereits die all­gemeine Wehrpflicht eingeführt, um dem bezahlten Landsknechtwesen ein Ende zu be­reiten. Von diesem Zeitpunkt an wurden Karlsruhe und Durlach Truppen-Standorte. Die Truppen ­wurden in der alten Grenadier-Kaserne des ­ehe­­maligen Kaiserlichen Postgebäudes am da­maligen Lorettoplatz und heutigen Europaplatz stationiert. (vgl. Schach, Karlsruhe 2011, S. 7 ff.)

In den zahlreichen Namensänderungen seit der Gründung des Regiments spiegelt sich der Aufstieg Badens von der Markgrafschaft zum Kurfürstentum und Großherzogtum wider. Schließlich erhob Großherzog Friedrich (I.) 1856 am Tage seiner Hochzeit mit Prinzessin Luise von Preußen, der Tochter König Wilhelms, das Regiment zum 1. Leib-Grenadier-­Regiment, das auch die Schlosswache am Karls­ruher Schloss stellte. Aufgrund einer 1870 zwischen Preußen und Baden abgeschlossenen Militärkon­vention trat die bisher selbstständige badische Armee 1871 in den Verband der preußischen Armee ein und führte fortan die Nr. 109 in ihrem Namen.

Das 1. Badische Leib-Grenadier-­Regiment Nr. 109 bildete zusammen mit dem 2. Badischen ­Grenadier-Regiment „Kaiser Wilhelm I.“ Nr. 110 in Mannheim und Heidelberg die 55. Infanteriebrigade innerhalb der 28. Division. Nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 trugen die Friedensjahre bis 1914 dazu bei, die Verbindung der Garnison mit ihre­n Soldaten und der Karlsruher Bevölkerung zu vertiefen und herzlich zu gestalten. In den Jahren 1893 bis 1897 wurde die neue Grenadierkaserne errichtet. Der Umzug in die neuen Gebäude in der Moltkestraße im Jahr 1896 erleichterte die Ausbildung der Rekruten ganz besonders, da sie im Kasernenhof einen großen Exerzierplatz besaßen. Die hervor­ragende Ausbildung der Rekruten und Soldaten ermöglichte so einen reibungslosen Ablauf der Mobilmachung für den Ersten Weltkrieg. (vgl. Schach, a.a.O., S. 13 ff.)


Das 1. Badische Leib Grenadier-Regiment im 1. Weltkrieg

Die „109er“ kämpften 1914-1918 im Verband der 55. Infanterie-Brigade unter dem Befehl der 28. Infan­terie-Division und des XIV. Armeekorps.

Am 7. August 1914 wurde das Leib-Grenadier-Regiment auf dem Exerzierplatz in der Karlsruher Moltkestraße von Großherzog Karl Friedrich II. verabschiedet. An diesem und am darauf folgenden Tag wurden die Grenadiere auf dem Karlsruher Westbahnhof zum Aufmarsch an den Kaiserstuhl nach Dieden­hofen verladen. (vgl. Schach, Karlsruhe 2011, S. 17)

Gleich zu Beginn des Krieges erlitten die Leib-Grenadiere in Lothringen, besonders in der Schlacht bei Saarburg (20. August) und in Französisch-Lothringen, schwere Verluste. Im September kämpfte die Division im Priesterwald, bis sie in den ersten Oktobertagen 1914 mit dem ganzen XIV. Armeekorps nach Nordfrankreich transportiert wurde. Dort errangen sie in den fast neun Monate dauernden zähen Kämpfen um die Lorettohöhe unter den schwersten Verlusten großen Ruhm.

„Es war wohl das schwerste, was die 28. Division und besonders das Leibgrenadier-Regiment im Weltkrieg zu leisten hatte. Seine gewaltigste Steigerung hatte das Ringen um Loretto in den Tagen vom 9. bis zum 13. Mai. Im Juni 1915 wurde die Division ab­gelöst.“ (Finter, Karlsruhe 1930, S. 10).

In der Champagne kamen die Grenadiere zunächst in eine ruhigere Stellung bei Reims, wo sie sich von den Strapazen der Lorettokämpfe erholen konnten, bis sie im November 1915 eine umkämpfte Stellung in der Champagne bei Ripont und am Kanonenberg bezogen. In diesem Front­abschnitt blieben sie bis Januar 1917 mit einer Unterbrechung von zwei bis drei Monaten (Anf. Juli bis Anf. Okt. 1916), in denen sie in der  „Sommeschlacht" mitkämpften.

Von Januar bis September 1917 lag die Division vor Verdun und erlitt in der „Abwehrschlacht vor Verdun“ große Verluste in den Stellungen bei Ornes. Ab 20. September 1917 konnte das Leib-Grenadier-Regiment seinen Aufenthalt zwei Monate lang mit ruhigeren Stellungen im Elsass und bei Laon verbringen, von wo aus es Ende November 1917 wieder an der Somme, in der „Angriffsschlacht bei Cambrai“, eingesetzt wurde (22. November bis 9. Dezember). An der „großen Schlacht in Frankreich“ im Frühjahr 1918 von St. Quentin bis Montdidier nahmen die 109er in vorderster Linie teil. Ende Mai erfolgte am Chemin des Dames der Sturmangriff der Division und unter schweren Verlusten kämpften sie hier und in der anschließenden „Abwehrschlacht von Griffons“.

Ende Juli 1918 wurde die Division aus dem Kampf herausgezogen und kam bis 18. August bei Vouziers in Ruhe, um anschließend bis 12. September die altbekannte Stellung in der Champagne bei Reims wieder einzunehmen. Vom 14. September bis 2. Oktober war die Division an der Maas Heeresreserve. Danach wurde sie auf dem westlichen Maasufer eingesetzt, wo sie unter den schwersten Verlusten einen Monat lang den feindlichen Anstürmen standzuhalten hatte. (vgl. Finter a.a.O., S. 10 ff.)

Von Januar bis September 1917 lag die Division vor Verdun und erlitt in der „Abwehrschlacht von Verdun“ große Verluste in den Stellungen bei Ornes.

Nach den langen, harten, von Tod und Verwundung gekennzeichneten Kriegs­jahren wurden die Reste der Division am 4. November 1918 endgültig aus dem Kampf herausgezogen: Das Regiment war auf ein Zehntel seiner Größe zusammengeschmolzen.

Vom 1. Badischen Leib-Grenadier-­Regiment Nr. 109 waren 2250 Offiziere und Soldaten im Ersten Weltkrieg gefallen.

Am 27. November 1918 kehrten die LeibGrenadiere in ihre Heimat nach Baden zurück, wo sie von der Bevölkerung auf dem Karlsruher Marktplatz empfangen wurden. (vgl. Schach, Karlsruhe 2011, S. 17) Nach Unterzeichnung der Versailler ­Ver­träge lag Karlsruhe in der 50 km breiten entmilitarisierten Zone. Das Regiment musste deshalb am 28. November 1918 die 50 km breite neutrale Zone verlassen und wurde in Ettlingen und Umgebung einquartiert.

Später stellten die Leib-Grenadiere ein Bataillon nach Karlsruhe als Polizeitruppe ab, welche im März 1919 zur Unterdrückung kommu­nis­tischer Umtriebe Verwendung fand. Im Januar und Februar 1919 bezogen Abteilungen des Karlsruher Bataillons entlang der Grenze der neutralen Zone sogenannte „Rheinwachen“ von Knielingen bis Appenweier an den wichtigen Straßen zu den Rheinübergängen. Im April 1919 wurde das Regiment schließlich aufgelöst.